Das mentale Immunsystem – oder warum ein Säbelzahntiger nie schnupfen hat
Anna fühlt sich von den Katastrophen der Welt und ihrem eigenen Stress überwältigt, doch Gustav zeigt ihr mit Humor, wie sie ihr mentales Immunsystem stärken kann.
Anna schob die Tür zur Dachterrasse auf und seufzte schwer. „Gustav, die Welt geht doch unter, oder? Inflation, Kriege, mein Projektplan – alles eine einzige Katastrophe!“
Gustav lag ausgestreckt auf einem Sonnenstuhl, trug eine überdimensionale Sonnenbrille und nippte genüsslich an einem Glas Minztee. „Du klingst, als hättest du den Premium-Tarif fürs Doomscrolling abonniert.“
Anna ließ sich neben ihn plumpsen. „Wenn das so weitergeht, krieg ich noch eine mentale Grippe. Gibt’s dagegen eigentlich einen Impfstoff?“
Gustav grinste breit. „Besser. Es gibt dein mentales Immunsystem. Aber du behandelst es wie eine Topfpflanze im Urlaub: komplett vernachlässigt.“
„Und was genau soll ich da jetzt gießen?“, fragte Anna skeptisch.
„Fangen wir mit der Hygiene an. Regel Nummer eins: Nicht jeden Mist ins Hirn lassen. Nachrichten nur dosiert konsumieren. Medienfreie Zonen einrichten – ja, das Schlafzimmer gehört dazu.“
Anna verzog das Gesicht. „Du meinst, ich soll mein Handy draußen lassen? Aber was, wenn ich…“
„Stopp!“, unterbrach Gustav. „Das ist genau diese Ungewissheits-Intoleranz. Du willst auf alles vorbereitet sein, aber dabei wirst du nur nervös und dünnhäutig. Probier’s mal mit ein bisschen mehr Abenteuer. Wähle morgen einen anderen Weg zur Arbeit. Und falls du dich traust: Im Restaurant einfach mal blind bestellen.“
Anna lachte. „Das endet doch in einer kulinarischen Katastrophe!“
Gustav zuckte die Schultern. „Oder in einem grandiosen Erlebnis. Es ist wie beim Muskeltraining – dein mentales Immunsystem wächst nur, wenn du es forderst. Unbekanntes ist das beste Training.“
Anna sah gedankenverloren in den Himmel. „Und was mach ich mit diesem endlosen Grübeln? Mein Kopf fühlt sich an wie eine Talkshow, in der ständig die falschen Gäste eingeladen sind.“
Gustav setzte sich auf. „Dann schmeiß die raus! Frag dich: Bringt mich dieser Gedanke weiter? Kann ich das Problem überhaupt lösen? Und wenn nicht – Programmwechsel! Such dir einen Flow-Moment. Mach was, wobei du die Zeit vergisst. Basteln, Gärtnern, oder wenn’s sein muss, deine legendären Excel-Tabellen aufräumen.“
„Und wenn gar nichts hilft?“
„Dann lache!“, rief Gustav und sprang auf den Tisch. „Lachen ist wie ein Reset-Knopf für dein Gehirn. Es haut die negativen Gedanken raus wie ein Putztrupp im Frühlingsrausch. Und weißt du, was die Königsdisziplin ist?“
Anna schüttelte den Kopf.
„Über dich selbst lachen. Wenn du das kannst, dann hast du’s echt drauf.“
Anna grinste zum ersten Mal an diesem Tag. „Weißt du was, Gustav? Vielleicht sollte ich dich mal als Coach für mein Team buchen.“
Gustav klopfte sich die imaginäre Asche von seinem nicht vorhandenen Zigarillo. „Zu spät, ich hab schon ein exklusives Mandat – für dich!“



